Im Dunkeln so klar
Jan Kopp erlebe ich immer wieder als einen klar reflektierenden Kopf, der die musikalischen Konzepte der Generation seiner Lehrer neu durchdenkt und Fragen, die er an alte Antworten, sich selbst und andere stellt, erst präzise formulieren und kompositorisch lösen möchte, bevor er zu Neuem fortschreitet.
Gewissenhaftigkeit, Konzentration, Liebe zum Detail und geduldige Selbstbeschränkung ließen ihn ein einstweilen noch überschaubares Œuvre vor allem aus Solostücken, Kammermusik und klein besetzten Vokalwerken komponieren.
Seine Musik verrät ein feines Gespür für die Qualitäten des verwendeten Materials sowie für die Tragfähigkeit und Zeitlichkeit von dessen phänomenologischer Durchdringung und kompositorischer Präsentation. Zugleich kreuzen sich die Klarheit und Intensität seiner Texturen mit romantischen Verschlingungen und beredten Verdunklungen.
Kopps hörbare Vorliebe für Verschmelzungen und nahtlose Klangfarbenwandlungen findet ihren Fluchtpunkt immer wieder in Unisoni, deren Doppeldeutigkeit als Einheit in der Zweiheit oder zwiefache Einheit zugleich den Zentralnerv seines Musikverständnisses berührt: Musik als Kommunikation, als hörend spielende Interaktion der Musiker, als hörend sehendes Musikerlebnis des Publikums sowie als Weitung der Wahrnehmung durch Sprache, Titel, Texte und textanaloge Strukturen zu außermusikalischen Bedeutungs- und Vorstellungsräumen.
Rainer Nonnenmann
Jan Kopp zählt nach meinem Dafürhalten zu den interessantesten Komponisten seiner Generation. Die Frage, die ihn bislang in seinen Werken – instrumentalen und instrumental-vokalen – umtreibt, gilt den Grenzregionen zwischen Sprache und Musik, der gegenseitigen Befruchtung beider Künste. Das Spannungsfeld zwischen semantischer Konkretisierung und Unbestimmtheit, zwischen Ausdruck, emotionaler Aufladung und Konstruktion und Formbildung auf allen Ebenen musikalischer Gestaltung wird in jedem Werk neu ausgelotet. Im besonderen zeichnen sich seine Werke aus durch ein Gleichgewicht von Kraft, die sich im Zugriff auf musikalische Form und Zeit, auf Proportionen und innere Spannung kundtut, und Sinnlichkeit, die in erlesener Instrumentation, in den Klangfarben und in der melodischen und harmonischen Gestaltung greifbar wird.
Dorothea Redepenning
Jan Kopp ist ein besessener Geist, der leidenschaftlich und zugleich gründlich über Musik nachdenkt und bei dem schöpferische Originalität und Reflexion in glücklicher Weise einander ergänzen und befruchten.
Helmut Lachenmann
Leonberg, August 2003
Eine unendliche Melodie oder Der Sänger singt
Auf Staunen machende Weise ist die Vokalmusik Jan Kopps gleichzeitig instrumental gedacht und gesanglich anmutend, den szenischen Charakter des Singens auslotend und doch reine Musik, den Text bis ins kleinste Detail ausdeutend und doch kaum die Grenze der Verständlichkeit überschreitend. In der Fähigkeit, jeden Parameter des Instruments Stimme aufs Genaueste zu differenzieren, erfindet Kopp dank seiner Liebe zum Gesang eine Musik, die sich bei all ihrer Experimentierlust durch außergewöhnliche Gesanglichkeit auszeichnet.
Daniel Gloger
Jan Kopps Kompositionen sprechen eine klare und zugleich fragile Sprache. Sie gehen von der Sensibilität der Webern'schen Klänge aus und autonomisieren sich hinein in eine immer kontrollierte, hin und wieder fast konzeptionelle und eigentümlich resonierende, ja brüchige und Klang befragende Dimension. Das bisher wenig umfangreiche Werk wird von allen Interpreten, die es gespielt, gesungen, also zur Aufführung gebracht haben, geschätzt. Es wird aufregend sein, von Jan Kopp großdimensionierte Werke bald hören zu können.
Auch im Bereich seiner schriftlichen Reflexionen über gegenwärtige Musik zeigt er Gedankenfantasie. Nichts ist musikwissenschaftlich entlehnt, sondern entstammt der eigenen kritischen Betrachtung. So kommt es in seinen Texten immer wieder zu originellen, mitunter schlitzohrig-dialektischen Beobachtungen.
Hans-Peter Jahn
Je me rappelle fort bien de ma première rencontre avec Jan Kopp: je venais de prendre la succession de Helmut Lachenmann à Stuttgart, et donc d'en hériter ses étudiants. Jan me porta une œuvre pour piano "Bruchstück" qui montrait déjà une indéniable personnalité musicale et possédait une expressivité toute particulière, assez éloignée de l'esthétique de mon grand prédécesseur.
J'eus ensuite la chance de voir naître les œuvres suivantes, peu à peu, à travers l'intention d'abord, puis les esquisses, jusqu'à leur réalisation finale et au concert. Je me rappelle de sa grande capacité à explorer exhaustivement une matière instrumentale réduite. Ainsi, dans "Steife Etüde", Jan s'occupa, entre autre, d'harmoniques naturels très aigus au violoncelle, ainsi que de l'étude complète d'un phénomène particulier et connu. Je n'avais jamais rencontré une volonté de comprendre ce phénomène de façon aussi parfaite.
Jan ensuite étudia, dans "Choralfantasie" pour chœur et ensemble, une œuvre basée sur un choral de Bach, les superpositions de tierces, qu'il investigua avec la même cohérence que l'effet sonore au violoncelle.
Peu à peu, ce compositeur féru de littérature allemande, spécialiste d'Hermann Broch, prenait de l'assurance en ses capacités musicales et en leur réalisation technique. Sa personnalité acquis de l'épaisseur, sa musique de la profondeur.
Tout naturellement, la littérature l'amena à la voix, qu'il ne quitta plus, comme si cet instrument, problématique pour beaucoup de compositeurs, était pour lui le trait d'union idéal entre ses études littéraires et sa pratique musicale.
Depuis son diplôme je vois souvent son nom inscrit dans des programmes de concerts et me réjouis de son activité et de son indépendance. Je te souhaite, Jan, de continuer ton parcours sur ce chemin difficile, que tu as déjà appris à suivre selon tes critères personnels et ton goût musical.
Marco Stroppa